Einfrieren ist leichter als Auftauen.

© Dirk Hartung

Leicht steigert man sich in Gedanken hinein, schmiedet verrückte Pläne, organisiert seine Zukunft nach den wildesten, tiefsten Träumen und lässt dabei die Realität außer Acht. Diese genießt den Moment der Ruhe, die Freiheit der Ignoranz und hockt sich halb versteckt in einer Ecke zusammen, lauernd bis der rechte Moment sich ergibt, um in ein kaum merkliches Knistern behutsam zu blasen, bis es zu lodern beginnt und Beben auslöst.

Zuzugeben, das man Irre läuft, der rechte Weg nicht der richtige ist, die lang gebildete Meinung nicht alle Faktoren umschließt, tut weh. Das dumpfe Gefühl der Betäubung ist angenehm stumpf; gerne lässt man sich darin fangen, will seine Grenzen austesten und mehr und mehr vom schokoladigen Nektar der Geborgenheit naschen. 

Der Knall ist heftig, wenn man am Boden der Tatsachen aufschlägt; die Realität frisst sich zärtlich hart ins schwache Fleisch, wild trommelnd und schallend lachend.

Entfliehen, davonlaufen, immer weg von dem Echten, weil die Wahrheit einen Steine werfend verfolgt. Sie ist nicht zu suchen, sie ist längst da und allpräsent, nur wird ihr Kieselregen von der Fantasie abgeschirmt. Durch Realität’s Brandrodung kommt sie zur Macht. Weckt auf und holt einen aus der Winterstarre.

Süße Ignoranz muss weichen.

 
Sarah Kampitsch