Zweifelei

Ich habe das Gefühl, 

dass jede Lebensentscheidung, 

die ich versuche 

zu fällen, 

eine falsche ist. 

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Dass jeder Schritt, 

den ich gehe,

egal in welche Richtung, 

nichts beiträgt zu dem,

was ich will. 

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Ich weiß nicht, 

wer ich bin. 

Ich finde mich nicht oder 

ich hab mich schon gefunden und

versuche krampfhaft dieser Erscheinung 

zu entkommen. 

Alles in meinen Händen glänzt wie Gold 

und zerfällt dann zu Staub. 

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Vielleicht ist es das konstante Rennen, 

das mir die Wege 

aus den Fingern zieht. 

Das Nicht-Wahrhaben-Wollen der Realität: 

(Sieh da, so ist das Leben.) 

Nicht zu wissen, wovor man davonläuft, 

macht es nicht einfach, 

zu erkennen, 

wann man im sicheren Hafen gestrandet ist. 

Es entsteht ein Teufelskreis 

der immer wiederkehrenden Panik des Ich-seins, 

des Dranges nach Veränderung von etwas, das nicht da ist,

in etwas, das nicht sein kann.

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Melancholie in die Zukunft.

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Ich blicke der Zukunft melancholisch gegenüber;

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befreie mich vorgestern schon 

woraus ich übermorgen nicht gefangen sein werde. 

Geduld 

ertrage ich nicht: 

dann könnte ich nicht 

mein mir ausgemaltes Schicksal 

so demütigend fetischisieren. 

Mir graust es vor dir, 

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Zuversicht, 

du könntest dich als Niete entpuppen. 

Und dann? 

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Dann habe ich wieder umsonst 

geirrt, geplant, mich niedergelassen, bequem gemacht. 

Die stetige Hektik, 

der immerwährende Druck, dem 

ich mich selbst so feierlich aussetze, 

macht nicht, 

was er sollte ...

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Ich verstecke mich lieber in Sorgen und Zweifeln, 

als tatsächlich hart daran zu arbeiten, 

zu der zu werden, die ich

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sein könnte. 

Ich will eben nicht eines Tages aufwachen 

und merken, 

alles war umsonst. 

Lieber im Chaos gefangen halten, 

die Tentakel blind nach allen Seiten ausgefahren, 

aber unmöglich, 

irgendetwas wahrhaftig zu greifen. 

Überall und nirgends, 

alles und nichts. 

Am Ende 

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bleibt es immer dunkel. 


© Kevin Vu Pham

© Kevin Vu Pham

Sarah Kampitsch