Visualisierung findet sta(d)tt?

Klimawandel, Überbevölkerung, Stadtverdichtung: die Herausforderungen im urbanen Raum werden immer komplexer. Es braucht ein Sprachrohr, das wissenschaftliche Zukunftsszenarien entsprechend vermittelt.

© Henrik Hagedorn

© Henrik Hagedorn

Man könnte meinen, der Titel der Potsdamer Forschungsgruppe „Urban Complexity Lab“ (UCLAB) stünde für sich: Doch trotz des ursprünglichen Fokus’ auf die Visualisierung von Stadtkonzepten arbeitet das Team bereits lange nicht mehr nur daran: „Damit muss man jetzt umgehen“, lacht Initiator und Co-Gründer Boris Müller zu Beginn unseres Telefongesprächs.

Zunächst schien der Weg in Richtung städtischer Themen jedoch geebnet: so dockte das Lab an den Masterstudiengang „Urbane Zukunft“ der Fachhochschule Potsdam an, der erste Projektpartner war der Online-Geodatendienst Here. Mittlerweile aber hat sich das Themenfeld verbreitert und die Forschungsgruppe konzentriert sich auch auf die überschaubare Darstellung komplexer Datensätze aus Wissenschaft und Forschung.  Schließlich ist es wichtig, dass die Bevölkerung ein Verständnis für ihre literale Stadt entwickelt sowie für mögliche Zukunftsszenarien, die sie betrifft. Im UCLAB wird eine Stadt daher auch aus kulturellen und sozioökonomischen Perspektiven heraus betrachtet – als ein holistisches Ganzes. Denn eine lebendige Stadt schafft Raum für Kultur: Schließlich sind etwa kulturelle Sammlungen, Klimaprojekte und Geschichtsvermittlung Themenkomplexe, deren öffentliche Bedeutung ebenso die Vielfalt des urbanes Raumes bestimmt, wie etwa dessen Infrastruktur.

Gemeinsam mit dem Informatiker Marian Dörk gründet der Designer Boris Müller 2015 das Urban Complexity Lab in Potsdam – und zwar aus reiner Sympathie dem Kollegen und der Branche heraus, wie Müller lächelnd sagt. „Alles echtes und ehrliches Interesse an der gemeinsamen Arbeit.“ Dörk ist Forschungsprofessor für Informatik an der Fachhochschule Potsdam, Müller lehrt dort ebenso Interaktions- und Interfacedesign. Es ist eine spannende Konstellation aus datenbasierter Wissenschaft und kreativer Praxis, die – sieht man sich die Projekthistorie des UCLAB an – zu funktionieren scheint. Aber was macht diese Konstellation genau aus?

Sarah Kampitsch